Das Autogene Training

Entwickelt wurde es von dem Arzt Johann Heinrich Schultz in den zwanzigerJahren des letzten Jahrhunderts. Schultz arbeitete mit Hypnose, seine Patienten gaben einige Phänomene an, die immer wiederkehrten: Schwere, Wärme, ruhige Atmung, Wärme im Bauch und Stirnkühle. Nun stellte sich die Frage, was geschehen würde, wenn die Patienten nicht in einem hypnotischen Zustand wären, sondern dem Patienten im Wachzustand mit ruhiger Stimme eben diese Formeln mitgeteilt würden. Das Ergebnis war ein eindeutiger körperlicher und seelischer Entspannungszustand. Diese Erkenntnis führte dazu, dass die Patienten sich diese Formeln selbst vergegenwärtigen, um so zu einem Entspannungszustand zu gelangen.
Der Begriff Autogenes Training entstand. Aus dem Griechischen autos – selbst, gennan – erzeugend; also frei übersetzt könnte man sagen – Selbstheilendes Training.

Körperliches und Seelisches sind nicht getrennt und unabhängig voneinander zu betrachten, sondern agieren und reagieren stets gemeinsam. Wird nun einer dieser Bereiche beansprucht oder gar überbeansprucht, reagiert sofort auch ein anderer Bereich. Er wird in Mitleidenschaft gezogen. Jedes Gefühl wie etwa Freude, Wut, Ärger oder Aggression löst eine fast gesetzmäßige Reaktion aus und verändert damit automatisch funktionale Prozesse. Auch ständig unterdrückte Emotionen, Wünsche und Bedürfnisse wirken sich als Stress aus und beeinflussen negativ das Immun- und Abwehrsystem.

In unserer Industriegesellschaft herrscht ein dauernder Zustand der Spannung, der durch die Spezialisierung der Arbeit, das Hineingepresst werden in bestimmte künstliche Lebens- und Arbeitsformen, der ständige innerbetriebliche Konkurrenzkampf, die Sorge um den Arbeitsplatz verursacht wird, um nur einige Stress- und Spannungsfaktoren zu nennen.

Diese enormen Belastungen führen über Spannungen zu Dauerspannungen bis hin zu körperlichen und seelischen Beschwerden. Spannung und Entspannung ist für den Menschen von lebenserhaltender Bedeutung. Werden allerdings die Extreme (Spannung – Krampf und Entspannung – Erschlaffung) zu weit ausgedehnt, so kommt es zur Krankheit.

Auf der körperlichen Ebene wäre hier etwa das HWS- Syndrom, eine überspannte und verkrampfte Muskulatur der Halswirbelsäule zu nennen. Krampf und Erschlaffung liegen nahe beieinander. Erschlaffung erlebt der Mensch dann im Schlaf. Kommt es aber durch eine schwere körperliche oder seelische Überanstrengung zum Schlaf, fühlen sich die Menschen beim Aufwachen wie gerädert oder zerschlagen. Dieser Erschlaffungsschlaf ist nicht gleichzusetzen mit dem Normalschlaf aus dem ein Mensch erfrischt und gestärkt erwacht. Beim Autogenen Training kommt es zu einer Entspannung der Skelett- sowie der Gefäßmuskulatur womit auch eine Umschaltung im vegetativen und psychischen Bereich erreicht wird.

Wer möchte das Autogene Training erlernen? Hier lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden:
- die Gesunden
- diejenigen, die gesundheitliche und/oder psychische Probleme haben

Gründe der Gesunden
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Stress
- Ängste
- Nervosität und Unruhe
- Schlafstörungen
- Persönliche Neugier und Empfehlungen durch Freunde

Gründe der „Kranken“
- nervöse Herz-/Kreislaufbeschwerden
- nervöse Magen-/Darmerkrankungen
- Atembeschwerden wie Asthma bronchiale
- Kopfschmerzen
- Verspannungen

Anzeichen, die auf Erkrankungen hindeuten, müssen immer durch einen Arzt abgeklärt werden; bei Erkrankungen kann das Autogene Training in Rücksprache mit dem Arzt unterstützend eingesetzt werden.

Die Grundstufe umfasst sechs Übungsformeln, die im Abstand von einer Woche eingeübt werden. Wie der Name Autogenes Training schon sagt, muss regelmäßig trainiert werden. Mindestens 1 x am Tag, besser aber 2 – 3 Mal. Übung macht eben auch hier den Meister. Wobei es wichtig ist, dass kein Zwang zur Entspannung ausgeübt wird, aber es sollte täglich feste Zeiten geben, zu denen man sich bewusst Zeit für sich nimmt und übt.